Montag, 6. April 2015

Gast-Kolumne: Ein Ring, sie zu knechten

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Als Mann hat man’s nicht leicht. Diese wissenschaftlich anerkannte und seit Jahrtausenden gültige Aussage trifft aber auch bei einigen speziellen Themen zu, von denen eines heute hier behandelt werden soll:

Auch wenn die Frauen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ins Horn der Gleichberechtigung stoßen und die verschiedensten diesbezüglichen Missstände anprangern – bei der Hochzeit sind sie plötzlich wieder sehr gerne sehr altmodisch und bestehen auf den althergebrachten geschlechterspezifischen Klischees. Das fängt beim Heiratsantrag (den natürlich der Mann machen muss) an und setzt sich in diversen Kleinig- und Großigkeiten bis zur Hochzeit und teilweise auch darüber hinaus fort.

Heute soll es um einen kleinen, aber dafür umso bedeutsameren Punkt gehen, der, wie der Antrag auch, in 99 Prozent der Fälle dem Mann zukommt. Der Verlobungsring. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was man dabei alles falsch machen kann (eine MENGE!), deshalb sei an dieser Stelle die Warnung an alle Männer ausgesprochen, die sich mit dem Gedanken eines Antrags mit Verlobungsring machen: Macht Euch schlau!

Habe ich auch gemacht, allerdings bei den falschen Quellen beziehungsweise nicht mit der erforderlichen Recherche-Tiefe. Wir sind zwar immer noch verheiratet, aber sicherlich nicht aufgrund des damals von mir ausgesuchten Verlobungsrings …

Der erste Weg führt einen meist zum besten Freund oder (weitaus schlimmer) gleich zur gesamten Jungs-Clique. Folgende Szenerie: Beim abendlichen Fußballkucken mit den Freunden erklärt man seinen Geschlechtsgenossen in der Halbzeitpause (zwischen der vierten und fünften Halben, je nach Speilstand) mit bierseelig-bedeutungsschwangerem Blick, dass man über einen Heiratsantrag nachgedacht hat.

Stille.

Einer dreht den Fernseher leiser, die anderen setzen ernst ihre Biergläser ab, und schließlich sagt jemand: „Echt, so mit Ring und allem Drum und Dran? Ja krass, Alter! Ähm, dann mal herzlichen Glückwunsch und so…“ Und dann kommt der Satz, den in dieser Situation spätestens seit dem Jahr 2001, jeder Zukünftige GARANTIERT bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu hören bekommt: „Ein Ring, sie zu knechten, muhahahaaa!“

Lieber Peter Jackson, lieber J.R.R. Tolkien, so gern ich die Herr der Ringe-Trilogie angesehen habe, aber allein mit diesem Satz habt ihr nicht nur Frodo und Konsorten das Leben zur Hölle gemacht …

Man sieht also, es ist von essentieller Bedeutung, wann, und vor allem mit wem man über das diffizile Thema Verlobungsring spricht. Am besten also mit dem besten Freund – alleine und vor allem in halbwegs nüchternem Zustand. Es kann zudem nicht schaden, sich die Schmuckringe der Freundin unauffällig mal genauer anzusehen, den Stil einzuschätzen (schwer) und die Größe abzumessen (schafft fast jeder). Im Zeitalter des Smartphones bietet es sich an, die Hände der Freundin zu fotografieren, damit man weiß, welcher Ring am Ringfinger sitzt. Der Grund? Wenn die Freundin beim Antrag etwas konsterniert fragt, warum sie denn einen Armreif zur Verlobung bekommt, hat man sich in der Größe verschätzt.

Beim Stil kann man sich leider nicht zu hundert Prozent darauf verlassen, dass die Angebetete bei ansonsten eher auffälligem Goldschmuck auch einen ebensolchen Verlobungsring toll findet, zum Glück bieten alle seriösen Juweliere den Tausch im Fall des Falles an.

Hier sei noch auf den größten Faux-pas hingewiesen, den man bei der Recherche zum Verlobungsring überhaupt begehen kann: Bei der besten Freundin der Zukünftigen nachfragen.

Der Grundgedanke ist sicherlich nachvollziehbar, schließlich kennt niemand Eure Liebste so gut wie die langjährige Busenfreundin. Das Problem: Selbst wenn sie sich noch so viel Mühe gibt und Euch auf die Bibel, den Koran oder das Kamasutra schwört, kein Sterbenswörtchen zu verraten – sie wird es doch tun. Vielleicht nicht unbedingt in böser Absicht, aber bei irgendeiner Gelegenheit wird ihr ein klitzekleines Wörtchen rausrutschen und schon ist die ganze Überraschung beim Teufel.

Deshalb mein abschließender Rat: Besser bei Stil und Ringgröße mit Anlauf ins Fettnäpfchen springen als einen Heiratsantrag, bei dem die Freundin verzweifelt versucht, überrascht zu wirken.
 

In diesem Sinn: Stay tuned!

Euer Christopher



Christopher Bertele ist Redakteur bei einer Fachzeitschrift. Früher hat er für den bayerischen Rundfunk Sport-Legenden interviewt und für den Kulturteil der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Im Familien- und Freundeskreis ist er für seine Hochzeitszeitungen berühmt und macht für eine Bridezilla-Hochzeit auch schon mal den DJ. Außerdem schreibt er auf Bridezillas bloggen regelmäßig über die Männersicht auf den Hochzeitszirkus.

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