Sonntag, 14. Juni 2015

Zwischen Frühstück und Standesamt




Unsere Hochzeit ist nun gut 10 Monate her und dennoch kann man sich bereits jetzt garnicht mehr an alle Details erinnern. Der 15. August 2014 für Euch.

Ich bin gegen 5:30 Uhr wach geworden. Typisch für den Sommer wurde es sehr zeitig hell und mein Blick nach draußen verriet mir: Heute scheint auf jeden Fall die Sonne. Cool! Oh ja, und es ist mein Hochzeitstag. Ich hatte eine sehr ruhige Nacht, bis auf den Traum von dem vergessenen Reifrock. Daraufhin bin ich nachts aufgestanden und habe im Kleidersack geschaut, ob auch der Reifrock da war. Puh, alles da. Gut, weiterschlafen.
Morgens war ich dann auf einmal putzmunter, der Wecker sollte erst 6:00 Uhr klingeln, aber auf die halbe Stunde kam es jetzt auch nicht mehr an. Die Glückshormone werden mir helfen, auch müde über den Tag zu kommen. Ich setzte mich im Schlafanzug in mein altes Kinderzimmer, schaltete den Fernseher an und spielte mit den zwei Katzen meiner Eltern. Die Sonne ging langsam auf, ein paar Wolken zogen vorbei und ich blätterte bei Instagram und Facebook den neuesten Gossip durch. 
So langsam begann das Treiben auf der Straße, es war ja schließlich für alle anderen ein ganz normaler Freitag. Und dann ertönten endlich auch im Erdgeschoss die ersten Geräusche. Meine Mama kam zu mir hoch und weil sie mich im jetzigen Fernsehzimmer vorfand, dachte sie schon, ich hätte überhaupt nicht geschlafen. Mein Papa fuhr zum Bäcker und wir bereiteten das Frühstück vor. Ich würgte mir ein trockenes Milchbrötchen hinter und trank einen Tee. Ich bin sowieso ein schlechter Esser, dass das an meinem Hochzeitstag anders sein sollte, hatte ich nicht erwartet. 

Das Klingeln an der Tür war der Startschuss- es geht los, heute wird geheiratet. Und innerlich so: "wohooo!" Ich ging mit meiner Stylistin ins Obergeschoss und während sie den Lockenstab vorheizte und den Lidschatten raussuchte, dallte ich noch etwas auf dem Handy rum, schrieb Juli bei Instagram, wie es ihr geht, denn es war auch ihr Hochzeitstag; und postete bei Facebook, dass heute ein wunderbarer Tag ist, die Liebe meines Lebens zu heiraten. Yitka, meine Stylistin, machte ihr Ding. Sie sprühte meine Haare ein, drehte sie, föhnte sie und steckte sie fest. Yitka kam an dem Morgen extra aus Prag, wo sie wohnt, wir sprachen also recht wenig, ich war froh, dass meine Englischkenntnisse ausreichten, um ihr zu sagen, dass es mir gut gehe und ich eigentlich garnicht aufgeregt bin. 
Nach und nach trudelten alle ein. Meine Schwägerin kam schon perfekt gestylt frisch vom Friseur, Kristin unsere Fotografin folgte kurz darauf. Auch sie machte einfach ihr Ding, fotografierte einfach drauf los. Keine Aufregung, kein Stress. 
Wahnsinn, ansonsten bin ich doch immer so aufgeregt! Wie konnte ich nur so ruhig sein? Im nächsten Moment wusste ich dann auch direkt warum! Im Dachgeschoss ertönte die Willkommens-Melodie vom Windows. Mein Papa hatte sich also nochmal seelenruhig an den Rechner gesetzt. Na wunderbar. Ich komme in der Beziehung also nach ihm.

Meine Schwägerin, und Trauzeugin zeigte der Fotografin mein Kleid für ein paar Aufnahmen, half meiner Mama beim anziehen und kümmerte sich noch um ein paar andere Details. Ich wechselte in dem Moment auch etwas die Position, ich drehte mich um 180 Grad auf meinem Stuhl für das Makeup, die Haare waren fertig. Nun hatte ich den Raum im Blick und genoss das Gewusel der anderen. "Es hat geklingelt!" sagte ich. Nadja kam. Unsere Hochzeitsplanerin und gute Fee. 
Ich lächelte den ganzen Morgen. Auch ohne Sekt. Den hatte ich zwar kalt gestellt, dann aber doch vergessen. Wie schon gesagt, man kann halt nicht an alles denken. Unsere Hochzeitsplanerin besprach noch ein paar Details mit meinen Eltern und dann klingelte es auch schon wieder. Die Blumen waren da. Es war mittlerweile schon 8:30 Uhr. In einer dreiviertel Stunde kommt mein Zukünftiger. Ob wir wohl rechtzeitig fertig sind? 

Nadja kam hoch und zeigte mir meinen Brautstrauß und ich geb ehrlich zu, das war eine super komische Situation. Denn ich hab natürlich gesagt: "Oh schön, der gefällt mir gut". Aber das tat er im ersten Moment garnicht richtig. Es waren so viele verschiedene Blumen und er war auch garnicht so richtig pink, sondern eher rosa und lila mit weiß. Puh, naja, was soll man da jetzt auch machen? Ich dachte innerlich nur: Ich nehm ihn erstmal mit und ansonsten vergess ich ihn halt aus Versehen im Auto. 
Nun war es schon 9:00 Uhr und ich verdrückte gerade so einige Tränen, weil ich es überhaupt nicht gewöhnt bin, dass mir jemand Eyeliner aufträgt. Dann noch ein paar künstliche Wimpern, etwas Maskara, Rouge, Lippenstift. Fertig! Und jetzt schnell rein ins Kleid. Meine Trauzeugin hatte mein Kleid schon ausgepackt und zurechtgelegt. Ich rannte in meiner Hochzeitsunterwäsche in den Flur und rief den ganzen Mädels zu: "Ich muss nur nochmal schnell schullern und dann geht´s scharf!"

Wir hatten so einen Spaß, meine Schwägerin kroch mir immer wieder unters Kleid, bis alle Schichten Stoff perfekt saßen. Bei dem ganzen Gezippel hatte sie garnicht gemerkt, dass ihr trägerfreies Kleid unbemerkt runter gerutscht ist. Und auf einmal stand sie nur noch im BH vor uns. Ich hielt das Medaillon mit meiner verstorbenen Schwiegermama ganz fest in meiner Hand, was gleichzeitig die Morgengabe für meinen Mann war, und war immernoch die Ruhe selbst. 

Die Fotografin ließ es ohne Ende knipsen und Nadja kümmerte sich derweil draußen um die Blumen und das Brautauto. Strumpfband dran, Schuhe an, Ohrringe rein. Haben wir alles? Ja, wir sind bereit. Es kann also geheiratet werden. Alle verkrochen sich langsam aus dem Zimmer und ich blieb allein zurück. Draußen vor dem Haus herrschte schon großes Treiben: Meine Brüder waren da, auch mein Papa hatte es rechtzeitig geschafft sich fertig zu machen, die Nachbarn fanden sich auf ihrem Balkon ein und der Blumenschmuck saß bombenfest.

Und jetzt mal ein Stück Gedankenprotokoll, wie ich in meinem Kinderzimmer stehe und darauf warte, bis mich jemand runter ruft. 
Oh Gott- hab ich eigentlich Taschentücher? Ach, pack mal lieber noch eins ins Dekoletée- hm, naja, pullern kann ich jetzt nicht nochmal, oder?- kann ich?- Das mit den Blumen ist echt Mist- hier siehts aus wie Bombe, naja, mach ich morgen- wo isn eigentlich mein Handy, hoffentlich hat das jemand, hab doch gesagt, dass ich mal ein Bild schicke- jetze?-geht los?- Oh Gott, ganz ruhig.

Dann gings los, Treppe runter, Tür auf und dann stand er da. Der Herzmann. Schick. Wirklich. Zumindest das, was ich durch die Tränen noch erkennen konnte. So lange hatte ich darauf gewartet und jetzt war er da: DER Moment. Es war einzigartig. Ich fing sofort an zu weinen und drückte ihn ganz fest an mich, als ich bei ihm war. Toll. Der sieht so schick aus. Dann habe ich alles an ihm angetatscht. Wahrscheinlich in der Sorge, dass es nicht echt ist. Aber das war es. Alles war echt, genauso echt wie unsere Liebe zueinander-die letzten 6 Jahre und ab jetzt bis in die Unendlichkeit. Also los, Herzmann schnappen, rein ins 500 PS starke Brautauto und ab zum Standesamt! Den Mann muss ich mir sichern!

Ich bin dann mal weg, Eure Sarah

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