Sonntag, 19. Juli 2015

Gastkolumne Christopher: Hochzeitsplanung

http://bridezillasbloggen.blogspot.com/2015/07/gastkolumne-christopher-hochzeitsplanung.html
Wer denkt, mit dem Heiratsantrag das Schwierigste schon über die Bühne gebracht zu haben, der irrt. Die kritischste Phase in der vorehelichen Beziehung hat gerade erst begonnen. Denn egal wie gut man seine Freunde oder Verwandten zu kennen geglaubt hat - irgendwo taucht unweigerlich einer auf, der dir und deiner Frau zur Verlobung mit freudestrahlendem Blick das (zumindest in seinen Augen) ultimative Geschenk überreicht. Dieses trägt meist den ebenso unmissverständlichen wie schreckenverbreitenden Titel "So organisiere ich meine Hochzeit", schlimmstenfalls wird man sogar mit "Hochzeit für Dummies" beehrt. 

Die meist in einen wunderbar pinkfarbenen Einband geschlagenen Bücher sollen einen durch die kommenden Monate bis zum Tag der Abrechnung, pardon, der Hochzeit begleiten mit Tipps und Tricks für Einladungskarten, Brautkleid, Junggesellenabschied (siehe mein vorheriger Blog-Beitrag), Kirchenschmuck und so weiter.

Eigentlich ganz praktisch, sollte man meinen. Wäre es auch, wenn wir Männer die Hochzeit organisieren würden/müssten. Das ist - Gottseidank - nur äußerst selten der Fall, in den meisten Fällen reißt unsere bessere Hälfte alles Diesbezügliche mit Freuden und ganz ohne Zutun unsererseits an sich. Doch nicht alle Männer können sich derart glücklich schätzen. Es kursieren Gerüchte von zukünftigen Ehemännern, die von ihren Weibchen schonungslos und mit aller Härte in die Vorbereitungen der Hochzeit einbezogen wurden und deshalb monatelang in keiner Sportsbar, Kneipe oder anderer staatlich anerkannten "Männer-die-Freizeit-haben"-Location anzutreffen waren. 

Damit euch dieses harte Schicksal nicht ereilt, seien hier drei einfach umzusetzende Ratschläge niedergeschrieben, mit denen es ein Leichtes sein sollte, die Zeit bis zum Ja-Wort unbeschadet und vor allem ohne allzu großen Arbeitsaufwand zu überstehen.


Stell dich dumm. Gut, das mag manchen leichter fallen als anderen, echte Dummheit verlangt aber ein hohes Maß an Intelligenz und Organisationstalent. Fragt dich deine Freundin beispielsweise, welche Einladungskarten für die Hochzeit am schönsten aussehen, dann schlage ihr mit voller Begeisterung eine Kombination aus nahezu durchsichtigem Büttenpapier, rosafarbenen Herzaufklebern (gibts mitunter in Bravo Girl oder Wendy), silbernem Lackstift und einem Foto von euch beiden nach einer durchzechten Disco-Nacht vor. Damit hat sich nicht nur das Thema Einladungskarten für dich erledigt, bei guter Performance dürftest du auch vor zukünftigen Dekorierungsaktionen im neuen Zuhause verschont bleiben.
Dieselbe Vorgehensweise lässt sich auch auf andere Bereiche anwenden, etwa bei der Frage nach dem Blumenschmuck für Kirche und Festsaal. Du würdest ein Bouquet aus Gänseblümchen vorschlagen? Guter Gedanke, aber leider viel zu lasche Umsetzung. Will man hier erfolgreich sein, muss man jegliche Zurückhaltung aufgeben, deshalb: Schwarzgefärbte Rosen mit lila Schleifchen für die Kirchenbänke, Brautstrauß aus Schwertlilien, Sonnenblumen und Bergdisteln sowie für jeden Tisch einen großen Topf gelbroter Geranien. Mutter Natur kann so schön sein.


Sei hilfsbereit. Die Vorbereitung einer Hochzeit ist im Grunde ein Full-Time-Job (sagen zumindest diejenigen, die das als Dienstleistung für viel Geld anbieten), deshalb ist es geradezu deine Pflicht, deine Ehefrau in spe dabei nicht im Regen stehen zu lassen. Es kommt nur darauf an, wo man hilft, in diesem Fall fährt man mit Hilfe zur Selbsthilfe am besten. 
Abonniere mindestens fünf verschiedene Hochzeits-Magazine, lade die besten Freundinnen deiner Liebsten zum Kaffeeklatsch ein (leider hast du an besagtem Tag dann plötzlich einen wichtigen Geschäftstermin, vorzugsweise Samstag nachmittags gegen halb vier beim Kollegen mit dem Sky-Bundesliga-Abo) - kurz: Überschütte die Dame deines Herzens mit Informationen, Ideen und Anregungen für das kommende Event. Sie wird sich voller Begeisterung sofort in die Arbeit stürzen und dir sogar noch dankbar sein für dein Engagement. Zur Vermeidung unnötiger Arbeit siehe Ratschlag 1.


Suche die Location für die Hochzeit vorher selbst aus. Zugegeben, das steht im krassen Gegensatz zu meiner eingangs proklamierten Arbeitsverweigerung. Mach dir aber Folgendes bewusst: Du kannst entweder mit deiner Holden nächtelang auf Internet-Seiten surfen, dort Gaststätten begutachten, telefonisch die Speisen- und Getränkeauswahl abfragen, schließlich etwa 15 Locations innerhalb von zwei Wochenenden abgondeln, um dann eventuell die richtige zu finden. 
Oder du machst die Recherche im Vorfeld alleine, eventuell mit ein paar Tipps von Freunden, fährst zu drei bis vier guten Orten, suchst den besten aus und vereinbarst mit dem Betreiber einen Termin, an dem du mit deiner Freundin "zufällig" vorbei kommst. Wenn an diesem Tag dann "zufällig" die Lieblingsblumen deiner Zukünftigen auf Eurem Tisch im Restaurant stehen, der Ober ihren Lieblingswein vorschlägt und die Tischdeko überraschender Weise genauso aussieht wie in der letzten Ausgabe von "Hochzeit Heute" - dann bedarf es nur mehr eines kleinen Anstoßes um dieses Kapitel der Hochzeitsvorbereitung erfolgreich zu Ende zu bringen.

Setzt man diese Ratschläge geschickt in die Tat um, so sollte man sich relativ unbeschadet durch die schwierigste Zeit der Vor-Hochzeits-Phase mogeln können. Trotzdem sei an dieser Stelle zur Vorsicht geraten. Frauen können recht schnell recht misstrauisch werden, wenn man sich zu dämlich anstellt. Das kann mehrere teils fatale Folgen haben:

  • Die Frau durchschaut dein Spiel und spannt dich härter in die Vorbereitungen ein als du es dir in deinen schlimmsten Träumen ausmalen könntest.
  • Die Frau hält dich nach einer gewissen Zeit tatsächlich für einen farbenblinden, geschmacksverirrten Neandertaler mit mindestens zwei linken Händen und lässt dich vor dem Traualtar stehen.
  • Die Frau nimmt dich für den Rest eurer Beziehung nicht mehr ernst und verweigert dir jegliches Mitspracherecht an Entscheidungen aller Art.
Deshalb beherzige - während der Vorbereitungszeit ebenso wie nach der Trauung - stets den Leitspruch aller zukünftigen Ehemänner: "So doof wie nötig, aber so clever wie möglich."

Stay tuned,

Euer Christopher

Christopher Bertele ist Redakteur bei einer Fachzeitschrift. Früher hat er für den bayerischen Rundfunk Sport-Legenden interviewt und für den Kulturteil der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Im Familien- und Freundeskreis ist er für seine Hochzeitszeitungen berühmt und macht für eine Bridezilla-Hochzeit auch schon mal den DJ. Außerdem schreibt er auf Bridezillas bloggen regelmäßig über die Männersicht auf den Hochzeitszirkus.

2 Kommentare:

  1. Hach! Ich habe selten so gelacht! Mein Mann machts nämlich ganz genauso und hilft nur bei den Sachen auf die er Lust hat. Z.B. Das Drucken des Kirchenprogrammes (getippt habe ich) aber das Drucken, die Einstellungen und das Papier nachlegen ... Das ist Männerarbeit!

    AntwortenLöschen
  2. Danke für die Blumen und ja, da sind manche Männer einfach von Natur aus begabt ;-)

    Gruß Christopher

    AntwortenLöschen