Sonntag, 4. Januar 2015

Gast-Kolumne: Was Anträge und Playstations gemeinsam haben

Es gibt ein paar ungeschriebene Gesetze im Universum. Erstens: Egal welche Schlange man sich an der Supermarktkasse auch aussucht, es ist mit Sicherheit die langsamste, und beim Bezahlen stellt man fest, dass man den Geldbeutel im Auto hat liegen lassen.

Zweitens: Das Marmeladenbrot fällt immer auf - nein, nicht die Marmeladenseite - auf die gerade gebügelte Hose, wodurch man sich nochmal umziehen muss, den Bus verpasst und somit zu spät ins Büro kommt, wo der Chef gerade eben in einem bislang unbekanntem Anfall von Großzügigkeit allen anwesenden Mitarbeitern einen Sonderbonus ausgezahlt hat. 

Und schließlich Drittens: Eine Frau mutiert unmittelbar nach einem Heiratsantrag zu einem Diktator.

Zugegeben, bei manchen Frauen ist dieser Schritt etwas größer, bei manchen eher kurz beziehungsweise wurde bereits im Kindergarten vollzogen. Ja, ich meine DICH, Daniela aus der Sonnengruppe im Jahr 1981! Doch was passiert eigentlich genau im Gehirn einer Frau, nachdem der Mann die magischen 31 Worte ("Also äh, könntest Du Dir vorstellen, äh, ich mein, wir sind jetzt schon recht lang zusammen und ich, äh, hab mir gedacht, äh, ach was solls: Willst du mich heiraten?") gesagt hat?

Da es bislang keine neurologischen Untersuchungen zu diesem Thema gibt, muss ich mich hier auf andere Quellen stützen, zum Beispiel auf das, was mir frisch Verlobte über diesen ganz besonderen Moment anvertraut haben. Nach eingehender Analyse von insgesamt sechs Erzählungen sowie Bereinigung um nachträgliche romantische Verklärung (die mit den Jahren sukzessive abnimmt) bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen, was sich im Kopf einer Frau in diesem Augenblick abspielt: 

Nix. Gar nix. Es macht schlichtweg KLICK, und ab diesem Zeitpunkt ist der ahnungslose Mann mit einer komplett anderen Frau verlobt, als er vorher zusammen war. Entscheidender sind die Sekunden NACH dem Antrag: Zusätzlich zur Ausschüttung diverser Glückshormone (was sich meiner Meinung nach auch mit ein paar Kilo ordentlicher Schokolade erreichen ließe, aber das ist ein anderes Thema), tauchen vor dem geistigen Auge der Frau sofort und unweigerlich verschiedene Bilder auf, welche die unmittelbare Zukunft betreffen, beziehungsweise die nächsten sechs bis zwölf Monate. Zusammengefasst in einem Wort: Hochzeitsvorbereitungen! 


Um es meinen Geschlechtsgenossen etwas verständlicher zu machen: Wie lange haben wir auf das Erscheinen der neuen PlayStation 4 gewartet? Aber erst als das Teil schließlich verfügbar war, konnten wir uns auch die neuen Spiele kaufen, den dringend erforderlichen 60-Zoll-Fernseher vor unserer Freundin verargumentieren und die Notwendigkeit einer 7.2-Hi-Fi-Anlage unterstreichen. 

Die PlayStation ist quasi nur ein Anlass für weitere Shopping-Exzesse. Und genauso verhält es sich auch mit dem Heiratsantrag bei einer Frau. Hat der Mann endlich (Männer können NIE den richtigen Zeitpunkt erwischen, die Frau wartet garantiert schon eine gefühlte Ewigkeit auf den Antrag) die Frage aller Fragen gestellt, kann man mit den Vorbereitungen für den Tag aller Tage beginnen. 

Ok, nur ein Mann kann tatsächlich glauben, dass sich Frauen erst nach der Verlobung mit der Planung beschäftigen. Meist steht zumindest im Geiste bereits seit Jahren der grobe Rahmen fest, bei manchen auch schon in Form diverser Excel-Tabellen, mindestens fünf unterschiedlicher Gästelisten (dazu in einem anderen Beitrag mehr) für sämtliche Eventualitäten sowie genau einem Brautkleid nebst vorsorglich geblockten Terminen bei der Schneiderin. 

Soviel also zum Heiratsantrag und seinen unmittelbaren Folgen (abgesehen vom späteren Verheiratetsein). In meinem nächsten Beitrag versuche ich den für uns Männer mitunter unerklärlichen Drang unserer Liebsten zum generalstabsmäßigen Organisieren (womit wir wieder beim Thema Diktator wären) der Hochzeit zu erklären und gebe Tipps, wie Mann die ganzen Planungen und Vorbereitungen mit möglichst geringem eigenen Engagement übersteht, ohne als Komplettverweigerer dazustehen. Aber wer bereits die eine oder andere Hochzeit hinter sich hat, weiß, dass das nicht allzu schwierig ist.

Stay tuned,

Euer Christopher





Christopher Bertele ist Redakteur bei einer Fachzeitschrift. Früher hat er für den bayerischen Rundfunk Sport-Legenden interviewt und für den Kulturteil der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Im Familien- und Freundeskreis ist er für seine Hochzeitszeitungen berühmt und macht für eine Bridezilla-Hochzeit auch schon mal den DJ. Ab sofort schreibt er auf Bridezillasbloggen regelmäßig über die Männersicht auf den Hochzeitszirkus.

1 Kommentar:

  1. Hmmm, ist das nicht alles sehr klischeehaft? Soll ja tatsächlich Frauen geben, die mit Heiraten nicht so viel am Hut haben und nicht seit frühester Kindheit davon träumen.. Schwer vorstellbar? Und ein Mann, der sich nicht für Playstations und Flachbildschirme interessiert, den sollte man vielleicht sofort in die Klapsmühle einliefern, denn mit dem kann ja was nicht stimmen??? Wird uns nicht dauernd erklärt, das Internet erweitere das Wissen und den Horizont? Anscheinend hat es viel eher die Wiedergeburt alter Stereotype und Denkmuster zur Folge..

    Nachdenkliche Grüße,
    Grübl-x

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